Hier findest du Buchtitel und andere Empfehlungen rund ums Thema intime und sexuelle (Männer-) Gewalt. Dabei geht es meist um Frauen als Betroffene und Männer als Täter, aber viele Inhalte lassen sich auch auf andere Konstellationen übertragen.
- Manche Bücher und Texte können leider nur auf Englisch empfohlen werden, weil sie bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurden.
- Texte, die online frei zugänglich sind, sind mit Links versehen.
- Die Jahresangaben beziehen sich immer auf die Erstausgabe in der Originalsprache.
Intime und sexuelle (Männer-) Gewalt
Susan Brewster: Wie ein Anker im Strudel der Gewalt. Ein Ratgeber für Freunde und Verwandte misshandelter Frauen (1997, 240 Seiten)
- Dieses Buch beschreibt, was Umfelder tun können, wenn eine befreundete Person in einer nahen Beziehung mit einem(*einer) Täter(*in) lebt. Die Autorin hat als Psychotherapeutin viele Jahre mit misshandelten Frauen und ihren Familien gearbeitet und ein Frauenhaus geleitet.
Lundy Bancroft: Warum tut er das? Einblicke in die Gedankenwelt von aggressiven und kontrollsüchtigen Männern (2002, 410 Seiten)
- Das Buch bietet einen guten Überblick zu verschiedenen Verhaltensweisen von Tätern. Es ist an Betroffene gerichtet, aber bietet auch Unterstützer*innen fundiertes Wissen. Der Autor hat professionelle Täterprogramme mitentwickelt und über 30 Jahre angeleitet.
Evan Stark: Coercive Control. How Men Entrap Women in Personal Life (2007, 450 Seiten)
- Umfangreiches Standardwerk zu Zwangskontrolle: einem systematischen Verhaltensmuster, mit dem Täter*innen versuchen, dauerhafte Dominanz und Kontrolle über Betroffene aufzubauen. Der Autor war Soziologe und forensischer Sozialarbeiter.
- Einen leichteren Einstieg ins Thema Zwangskontrolle bietet dieser Online-Vortrag von Torna Pitman (auf Englisch).
Rolf Pohl: Feindbild Frau (2004, 550 Seiten)
- Psychoanalytisches Grundlagenwerk zu sexueller (Männer-) Gewalt. Das Buch beschreibt kein konkretes Verhalten von Tätern (in Beziehungen), sondern die psychosexuellen Grundlagen der Motivation zur Gewalt. Sehr umfangreich und nur mit psychoanalytischen Grundkenntnissen zu empfehlen.
- Für einen leichteren Einstieg ins Thema bieten sich eher Pohls Vorträge an, z.B. dieser Mitschnitt von 2017.
Trauma
Judith Herman: Die Narben der Gewalt (1992, 400 Seiten)
- Zugänglicher und feministischer Einstieg ins Thema Trauma im Kontext von Männergewalt im Privaten. Die Autorin ist eine Pionierin der modernen Traumaforschung und verbindet einen betroffenen-solidarischen Ansatz mit psychologischen Grundlagen.
- Einen guten Einblick in Hermans politisches Verständnis von Trauma bietet dieses Interview von 2002 (englisch).
Männliche Gewalt und Dominanz in der Linken
Mamba: Definitionsmacht schwergemacht. Zu Vergewaltigungs-Debatten in der radikalen Linken und darüber hinaus (2005, hier wiederveröffentlicht)
- Starkes historisches Dokument zu feministischen Kämpfen und Debatten innerhalb linker Bewegungen in Deutschland. Bietet einige Ansätze für die Frage, wie innerhalb linker Bewegungen feministische Macht aufgebaut werden kann.
Statement der FLINT Personen zur Auflösung der RJG (2020, online)
- Jüngerer Erfahrungsbericht einiger aktiver FLINT, die die männliche Dominanz in ihrer politischen Gruppe nicht mehr ertragen wollten.
(Über) Beratung und Therapie
Viveka Enander & Carin Holmberg: Why does She Leave? The Leaving Process(es) of Battered Women (2008, online, akademisch)
- Qualitative Studie zur Frage, unter welchen Voraussetzungen und auf welche Weise gewaltbetroffene Frauen sich dazu entscheiden, Täter (endgültig) zu verlassen.
Sharon Lamb: Forgiveness, Women, and Responsibility to the Group (2006, online, eher voraussetzungsvoll)
- Starke Kritik an ›Vergebungstherapie‹ (ja, das gibt es!) und an der weitverbreiteten Vorstellung von Vergebung als Lösung für Gewaltbetroffenheit und damit verbundene Traumata.